Digital Synthesizer von Erica Synths
Mit dem Steampipe präsentiert Erica Synths einen digitalen Synthesizer, der sich der Physical Modelling Synthese bedient und ohne klassische Oszillatoren auskommt. Die Physical Modelling Synthese ist in der Lage, das physikalische Verhalten von Blasinstrumenten, Pfeifen, Signalhörnern, Saiteninstrumenten, aber auch Holz, Glas oder Metall zu simulieren. Neben Varianten von Streich- und Zupfinstrumenten sind auch perkussive Klänge und neuartige, ambientale Sounds kein Problem für diese Klangerzeugung. Die PM-Synthese gibt es im Grunde schon seit 1971, nur wurde sie erst in den 90er Jahren in Synthesizern wie Korg Prophecy und Yamaha VL1 greifbar gemacht. Beide Synthesizer klangen schon damals hervorragend, allerdings war die Bedienung größtenteils auf Menütipperei ausgelegt. Nicht so bei Steampipe, denn alle relevanten Parameter haben einen eigenen Drehregler. Nur für wenige Aktionen wie z.B. Zuweisen der LFO-Ziele oder der Modulationsmatrix muss man auf das Menü zugreifen, alles andere lässt sich direkt anfassen. Der 8-stimmig polyphone Synthesizer ist für den Einsatz mit MIDI Wind-Controllern optimiert und funktioniert mit jedem MIDI-Keyboard oder Sequenzer. Die erzeugten Obertöne klingen ausgesprochen organisch und reichhaltig.
Primär besteht ein Klang aus den Elementen Steam, Pipe und Delay. Die STEAM-Sektion (Generator) kann mit der Lunge und dem Mund eines Musikers verglichen werden. Der Generator erzeugt den Luftstrom oder „Dampf“, die Hüllkurve in dieser Sektion bestimmt die Kraft, mit der er ausgeblasen wird.
DC/Noise ist das Geräusch, das man beim Ausblasen erhält, letzteres kann über den externen Audioeingang durch ein beliebiges anderes Audiosignal ersetzt werden. Die PIPE-Sektion (Feedback) ist mit einer Flöte vergleichbar. In der „Pfeife“ wird die Melodie geformt. Push (in der Rückkopplung) lässt den Dampf wie in einer Flöte abprallen und erzeugt den Ton. Die Delay-Box verändert die Stimmung und Form der Flöte. Das letzte Element im Signalweg ist der Reverberator, der dem Sound Volumen und Atmosphäre hinzufügt. Die Hallfahne reicht vom gekachelten Badezimmer bis hin zum Grand Canyon. Der Reverb Effekt klingt einfach hervorragend und ist detailliert einstellbar. Dass Erica Synths und 112dB.com Reverb können, wurde schon eindrucksvoll bei den Produkten Nightverb und Black Stereo Reverb bewiesen.
Dank der vielen Modulationsmöglichkeiten gelingen noch lebendigere Klänge. Fünf LFOs, die sich zur Clock synchronisieren lassen und über eine regelbare Einschwingphase verfügen, sowie einer Modulationsmatrix mit mehreren Einträgen sorgen für dezente bis extreme Veränderungen im Klangbild. Für Sounds gibt es insgesamt 256 Speicherplätze. Die vollständige MIDI Implementation dürfte insbesondere für User von Belang sein, die Steampipe über einen Mastersequencer steuern möchten.