Das Kawai ES-920 B Stage Piano besticht nicht nur durch ein modernes Design. Ausgestattet ist das digitale Piano mit der Responsive Hammer III (RH III) Tastatur mit graduiert gewichteten Tasten, Gegengewichen, einer 3-fach-Sensorik und Let-off. Diese Tastatur ermöglicht ein naturgetreues Spiel jeder einzelnen Taste. Eine Anzahl an 38 Klangfarben, darunter akustische Pianos, Elektrische Pianos, Orgeln, Streicher stehen im ES-920 zu Auswahl. Ein neu entwickeltes, sehr große Lautsprechersystem dient nicht nur der optimalen Klangwiedergabe, sondern bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit als
Ich spiele Piano seit etwa 2 Monaten, täglich ca. zwei Stunden, Klassik, Rock, zu 95 % Piano, gelegentlich Orgel.
Ich brauchte ein Instrument mit einer besseren Tastatur als mein altes Roland FP-30X und realistischere Piano Samples, vor allem was die Obertöne und das Sustain angeht.
Die RHIII-Tastatur des ES920 verhalt sich zu der des FP-30X wie die Formel 1 zu einem VW-Golf. Das ist ein massiver Klassenunterschied vom dem besonders Klassik-Spieler profitieren, das betrifft vor allem die Schnelligkeit der Tasten und ihr Entgegenkommen nach dem Loslassen, das ist besonders bei Trillern mit Finger 4 und 5 äußerst hilfreich. Die Dynamik im Piano-Bereich ist ebenfalls mindestens eine Klasse besser. Das ES920 kostet aber auch das Doppelte. Zur PHA-50 Tastatur des teureren FP-90X dürfte der Unterschied eher geschmacklich bedingt sein.
Die Samples haben ein vergleichsweise hohe Tiefe, sind sehr obertonreich und haben ein ausreichend langes Sustain. Sehr gut soweit. Spitzenklasse sind sie aber leider nicht, bzw. nicht mehr. Ich weiß nicht wie KAWAI die Samples aufgenommen hat, aber sie wirken qualitativ antiquiert. Die Mikrofonierung schient mir nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Anders ist es kaum vorstellbar, warum die Obertöne der Bassoktaven schnarren eine Kinderratsche und die Töne so schwammig sind. Im Vergleich dazu verhalten sich die Supernatural Steinway Samples von Roland wie der Donnerschlag eines amtlichen Gewitters zu einem Dorffeuerwerk. Auch die tonale Definition der mittleren Oktaven gefällt mir nicht besonders. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es an den akustischen Modellen liegt, von denen die Samples genommen wurden.
Z.t. ergeben sich beim Spielen seltsame Interferenzen in den Tönen, der Sound oszilliert drastisch und wirkt wie aus der Zeit als mangels Speicher die Samples kurz waren und sofort geloopt wurden.
Die oberen Oktaven sind sehr brillant, prickelnd und resonieren fantastisch.
Wenn man über Kopfhörer spielt, ist es zwingend notwendig ein gutes Modell zu verwenden, das besonders in den Mitten linear verläuft. Ich empfehle dafür den Sennheiser 560s. Ansonsten läuft man in Gefahr, einen mumpfigen Sound zu haben, beim dem man glatt die Lust am Spielen verliert - Worst Case. Die Kopfhörerausgänge genug Power und zwar beide, die unabhängig voneinander arbeiten, sodass zwei Kopfhörer gleichzeitig angeschlossen werden können, (z.B. für den Lehrer) ohne das die Leistung einknickt.
Das Piano bietet über den Virtual Technician sehr viele Einstellmöglichkeiten der Piano-Sounds. Da sollte man sich ab einem gewissen Niveau unbedingt reinarbeiten. Die Sounds „out oft the box“ sind auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ausgelegt. Mit dem Virtual Technician kann man der ganzen Sache ein sehr viel realistischeren Charakter geben und dann macht das Gerät wirklich Spaß - Best Case.
Der Boxen-Sound ist für ihre Größe sehr gut, Lichtjahre entfernt von dem Geschepper des FP-30X. Die tonale Offenbarung darf man aber auch hier nicht erwarten, dazu muss man sich dann schon in die Kategorie Möbelstück begeben oder Monitore anschaffen.
Die Bedienbarkeit des Gerätes ist vorbildlich und intuitiv, der KAWAI Service ebenso. Das Handbuch sehr verständlich, umfangreich und detailliert. Das Plastikgehäuse mag nicht jedermanns Sache sein, aber es ist leicht und stabil. Der Plexiglasnotenhalter sieht fancy aus, bis zu dem Zeitpunkt in den man Notenblätter drauf hat und von außen einfallendes Licht durch das Plexi auf das Papier fällt, dann sieht man Geisternoten, hier folgt das Design definitiv nicht der Funktion.
Fazit: In seiner Klasse gibt es wohl kein besseres portables Piano, als dieses Gerät. Punkt.
Das einzige große Minus ist m.E. die Aufnahmequalität der Samples. Um nicht missverstanden zu werden, der Sound ist gut und ich klage hier auf hohem Niveau. Dennoch, Kawai droht hier defintiv Anschluss zu verlieren und ruht sich zu sehr auf seinen einstigen Lorbeeren aus.