Einen entscheidenden Anteil beim Einfangen der Studioatmosphäre über Mikrofone hat der natürliche Raumklang, der auf jeder einzelnen Spur hörbar ist. Leider wird diesem Thema bei der Planung vieler Homerecording Studios nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei können bereits kleinste Eingriffe im Raum für überraschende Ergebnisse sorgen und die Aufnahmen hörbar verbessern.
Häufig werden Akustikelemente mit Schallisolierung gleichgesetzt. Dabei handelt es sich aber um zwei ganz unterschiedliche Dinge. Bei der Schallisolierung soll beispielsweise die Lautstärke der Bandprobe auf einen "nachbarschaftsfreundlichen Pegel" gesenkt werden. Beim Einsatz von Akustikelementen geht es vielmehr darum, den Studio- oder Proberaum akustisch so zu optimieren, dass er beim Musizieren oder Aufnehmen besser klingt. Viele Musiker kennen wohl die Situation, wenn man sich zum ersten Mal mit der ambitionierten Schülerband trifft, um gemeinsam Musik zu machen: Die Amps sind aufgestellt, die Songs fleißig geübt und wenn der Schlagzeuger einsetzt und die Ohren rauschen folgt das böse Erwachen. Zeit sich einmal über die akustischen Eigenschaften des Proberaums Gedanken zu machen. Die Wände sind im schlimmsten Fall kahl und parallel zueinander. Jetzt müssen dringend Eierpappen für die Wände her, was allerdings kaum einen hörbaren Effekt mit sich bringt. Genau genommen geht es darum, den Nachhall zu reduzieren.
Ein Patentrezept, um Räume zu optimieren gibt es nicht, da jeder Raum und jedes unterschiedliche Gebäude seinen ganz einfachen Klang haben. Schließlich sind berühmte Studios wie das Abbey Road in London oder die Hansa-Studios in Berlin nicht zuletzt wegen ihrer großartig klingenden Räume so berühmt geworden. Diese sind so markant, dass sogar Softwarehersteller mit ihren Plugins versuchen, diese Räume nachzubilden. Dafür werden diese aufwendig vermessen, um sogenannte Impulse-Response-Informationen über den Raumklang zu sammeln und auszuwerten. Diese geben Auskunft über die Halleigenschaften und wie diese den Klang beeinflussen. Wände, Fußboden und auch die Decke klingen mit. Wer beispielsweise einmal versucht hat, eine Akustikgitarre aufzunehmen, wird feststellen, wie sehr sich der Raum bei der Mikrofonierung bemerkbar macht. Ein holzgetäfelter Raum klingt deutlich lebendiger als ein Raum, der mit schweren Vorhängen an den Wänden verkleidet ist. Wie viel Hall der Raum behalten soll, hängt vom Anwendungsgebiet ab. Während guter Raumklang besonders für akustische Instrumente ein Zugewinn ist, wird bei Sprachaufnahmen und bei Radiostationen das andere Extrem benötigt: Hier soll der Hall komplett eliminiert werden. Für musikalische Zwecke ist so ein "toter Raum" aber nicht zu empfehlen.
Entscheidend für die Positionierung von Akustikelementen ist unter anderem die genaue Sitzposition des Produzenten oder des Musikers. Jeder Raum hat an bestimmten Stellen andere Eigenschaften. So entstehen besonders in Raumecken problematische Bassfrequenzen, die es zu eliminieren gilt. Um die akustischen Eigenschaften eines Raumes zu erfassen, kann ein Messmikrofon eingesetzt werden, das diese Eigenschaften mit Hilfe einer Software sichtbar macht.
Alle darin befindlichen Objekte eines Raumes haben einen mehr oder weniger hörbaren Effekt auf den Raumklang, allerdings sind weitaus effektivere Maßnahmen möglich, die im Proberaum oder Studio eingesetzt werden, damit der Schall unverfälscht ans Ohr gelangen kann. So wirken beispielsweise schwere Vorhänge mit Faltenschlag absorbierend und Bücherregale brechen den Schall nach dem gleichen Prinzip wie Diffusoren. Allerdings sind diese „Hausmittel“ der akustischen Optimierung meistens nur der erste Schritt hin zu einem wirklich guten Raumklang. Schauen wir uns zunächst einmal die verschiedenen Elemente an, die am gebräuchlichsten sind, um einen Raum zusätzlich klanglich zu optimieren:
Wenn der Raum eine zu hohe Nachhallzeit hat, kann diese mit sogenannten Absorbern verringert werden. Dafür gibt es verschiedene Materialien, die jeweils andere Eigenschaften mit sich bringen. Breitbandabsorber verringern den Hall in einem weiten Frequenzbereich. Sie sind diese aus einem porösen Material gefertigt, in dessen Hohlräumen sich der Schall besonders gut verfängt und bedämpfen so gleichmäßig alle Frequenzen in ihrem Wirkungsbereich. Hierbei gilt: Umso dicker der Absorber, desto tiefere Frequenzen kann er absorbieren und somit unschädlich machen.
Besonders in kleinen Räumen sind Bassfrequenzen problematisch. Um ein Bassdröhnen, was primär in den Ecken auftritt, zu bekämpfen, gibt es sogenannte Bassfallen, die dort aufgestellt werden und für noch mehr Effizienz übereinandergestapelt werden können. Verglichen mit den Breitbandabsorbern haben die Bassfallen eine höhere Materialdichte, um die unteren Frequenzen effektiv zu zähmen.
Anders als bei Absorbern wird bei Diffusoren der Schall nicht geschluckt, sondern gleichmäßig im Raum verteilt. Die unebene Fläche des Diffusors bricht ankommende Schallwellen in viele kleine Einzelteile und sorgt so für eine Streuung des Klangs im gesamten Raum. So werden Flatterechos oder Überbetonungen in bestimmten Frequenzbereichen wirksam vermieden. Flatterechos entstehen, wenn der Schall zwischen zwei glatten parallelen Oberflächen kontinuierlich hin und her schnellt, was häufig zwischen zwei gegenüberliegenden Wänden auftritt, wenn sie nicht akustisch behandelt wurden.
Diffusoren machen den Klang ihres Raumes lebendiger und lassen ihn größer erscheinen, was insbesondere für akustische Instrumente und als mumpfig oder zu trocken empfundene Räume einen Mehrwert mit sich bringt. Ihre Oberflächenstruktur ist in viele kleine Segmente unterteilt, um den Schall möglichst gut zu verteilen. Dies erklärt auch die guten Akustik-Eigenschaften von gefüllten Bücherregalen, die demnach nichts anderes als Diffusoren sind.
Für Neulinge auf diesem Gebiet gilt es, erstmal auszuprobieren. Wenn die akustischen Probleme im Raum offensichtlich sind, wie beispielsweise ein langer Nachhall, kann mit wenigen Absorbern an den Wänden schon eine Verbesserung eintreten und die Menge bei Bedarf ergänzt werden. Eine Faustregel wie "circa 50 Prozent der Wandfläche abdecken" oder ähnliche Werte lässt sich nicht aussprechen, da es auf den Anwendungsbereich ankommt.
Soll ein Studio für professionelle Anwendungen genutzt werden, ist es ratsam, sich weiteren fachlichen Rat einzuholen. Neben den hier vorgestellten Lösungen, mit denen sich die meisten Probleme bereits lösen lassen, sind weitere spezielle Elemente für optimalen Raumklang erhältlich.
Wer einmal versucht hat in einem Raum mit nicht optimalen Bedingungen Sprache oder Gesang aufzunehmen, wird Erfahrung damit gemacht haben, wie sich der Raumklang auf der Aufnahme ungewollt mit verewigt. Doch was ist zu tun, wenn keine Sprecher-/Gesangs-Kabine vorhanden ist?
Abhilfe kann hier ein Reflexion Filter schaffen, der das Mikrofon an drei Seiten abschirmt und somit einen Großteil des störenden Raumhalls eliminiert. Gerade in Homerecording- oder mobilen Studios ist das die einfachste Art, qualitativ hochwertigen Aufnahmen einen großen Schritt näher zu kommen.
Wenn die Monitorboxen anfangen zu dröhnen, dann ist ein effektives Abmischen so gut wie unmöglich. Die Ursache könnte die Positionierung direkt auf der Tischplatte des Schreibtisches sein, was zur Folge hat, dass diese zum Resonanzkörper wird und anfängt zu schwingen. Dem kann mittels Speaker Pads entgegengewirkt werden, die den Lautsprecher von einer Tischplatte oder einem Stativ entkoppeln. Eine effektive Lösung muss also nicht teuer sein und löst so manches Problem mit einfachen Mitteln. Die Pads haben in der Regel verschiedene Möglichkeiten für den optimalen Aufstellwinkel und sind aus hochverdichtetem Spezial-Schaumstoff.