Das einst von Robert „Bob“ Moog entwickelte Modularsystem durchlebte einschließlich seines Entwicklungsprozesses eine lange Produktionszeit zwischen 1964 und 1981. Damals war das neuartige, elektronische Instrument eine avantgardistische Pionierarbeit, die der Öffentlichkeit noch erklärt werden musste; letztendlich aber immer mehr Interessenten fand. Die Module und Systeme gelten bis heute als Blaupause dafür, was ein Modularsystem ist oder sein kann und wie man es verwendet.
Das System 55 von Behringer habe ich mir vor ein paar Wochen zugelegt, weil ich die Klänge von früher rekonstruieren wollte. Vom Aufbau gefällt mir der Synth gut, auch wenn es nur Plastik-Racks sind - aber ein originales System von Moog hätte ich mir niemals leisten können. Die Beratung im Musicstore war gut und ich bekam gute Ratschläge für sinnvolles, günstiges´und notwendiges Zubehör (Anschlußkabel). Ich tätige Einkäufe von Musikinstrumenten nur vor Ort. Vor dem Kauf hatte ich mir wochenlang Informationen aus dem Internet beschafft.
Mein Eindruck nach den ersten Wochen:
1. Der Aufbau ist praktisch und gut, wenn man Platz hat, denn ein Keyboard Ständer tut es nicht. Einen kleinen Tisch sollte man schon für ihn haben haben, wenn man oft damit arbeiten will und den mitgelieferten Rahmen nutzt. Ich selbst habe mir aus Alu-Schienen eine Aufhängung gebaut und das Ding über einem anderen Synth (kann dessen Tastatur nutzen) an die Wand gehängt. Dabei waren die mitgelieferten Ständer (muss man selbst montieren) sehr nützlich als Schablonen für die Schraublöcher.
2. Man sollte sich darüber im Klaren sein, daß man ein echtes Musikinstrument kauft. Der Synth braucht Zeit zum Aufwärmen und wenn man das Teil zusammen mit anderen Instrumenten einsetzen will, muss man ihn immer wieder stimmen. Man sollte also hören können! Ein Teil der Oszillatoren kam schon verstimmt an und ich habe die beiden 921A - nach einer entsprechenden Aufwärmphase - zuerst einmal aufeinander abgestimmt, denn (vielleicht kann man mich auch Gotthilf Penibel nennen) ich wollte zumindest, daß beide Oszillatoren, wenn sie auf Null stehen, den gleichen Ton abgeben. Bei Auslieferung musste man einen auf Null und den anderen auf 2 stellen, um die gleiche Tonhöhe zu erreichen! Das Stimmen war mit Hilfe der kleinen Potis auf der Rückseite der Module aber problemlos zu bewältigen. Ein normales chromatisches Stimmgerät reicht völlig aus.
3. Die Zusammenstellung der Module sind prima und man braucht auch das 961 Interface recht häufig, wenn man den Sequenzer einsetzen will, denn der läuft mit V-Trigger, während die übrigen Module sonst nur S-Trigger verwenden. Ich selbst hätte mir zwar noch einen Ring-Modulator gewünscht (Klaus Schulze hatte so etwas in seinem Setup), aber man kann nicht alles haben und das System ist modular ...
4. Wenn man sich mit Synths auskennt, dann reicht das mitgelieferte Heftchen aus, könnte aber genauer sein. Da stehen sogar einige Beispiel-Patches drin. Ich hätte mir ein deutsches Handbuch gewünscht (zumindest als Download), denn man muss sich die Seiten immer wieder mit anderen Sprachen teilen und das ist zum Teil recht unübersichtlich.
5. Das CM1A Midi Interface ist mir in der Zeit schon zwei mal abgestürzt. Ich hatte es mit Cubase wohl überlastet. Aber über einen Reset auf Werkszustand mit dem Synthribe Tool vom Hersteller war das Problem leicht zu beheben.
6. Im Auslieferungszustand sind keine Kabel mit dabei. Das steht aber auch in anderen Rezensionen.
Ich selbst bin für Tage im Keller verschwunden und habe angefangen zu patchen und Sounds zu basteln. Für mich hat sich der Kauf in jedem Fall gelohnt. Es ist halt ein Gerät aus den analogen Anfängen der Synthesizer, das mit subtraktiver Tonsynthese arbeitet. Nicht mehr und nicht weniger kann man erwarten.
Fazit: Das System 55 ist eine Zeitmaschine, die einen in die Anfänge der Sythesizer zurück versetzt. Ein gutes Gehör ist sehr nützlich. Behringer hat aber auch spannende Zusätze eingebaut, wie die zusätzliche Ansteuerung der Oszillatoren über Wechsel- und Gleich-Spannung. Hier kann man beispielsweise über einen anderen Oszillator Signale dazu patchen. Als Basis für ein Eurorack Modularsystem eignet sich der Synth wegen der S-Trigger nur bedingt. Aber man kann viel Spaß damit haben, wenn man weiß, was einen erwartet. Für den professionellen Bereich würde ich das System so nicht einsetzen, denn die beiden Eu