Das R-121 von Royer Labs ist ein, im wahrsten Sinne ausgezeichnetes Bändchenmikrofon und zurecht Royer Labs Flaggschiff.
Das Royer Labs R-121 zeichnet sich durch einen besonders warmen und transparenten Sound aus. Vorgestellt im Jahre 1998 ist das R-121 seither das Flaggschiff der amerikanischen Bändchenmikrofonschmiede und genießt bei Toningeneuren auf der ganzen Welt einen hervorragenden Ruf. Zudem sind Royer Mikrofone im Gegensatz zu herkömmlichen Bändchenmikrofonen auch für hohe Pegel geeignet und bieten so deutlich erweiterte Einsatzmöglichkeiten. Egal ob elektrische oder akustische Gitarre, Drums, Percussion, Bläser oder Vocals, das R-121 meistert jede Aufnahmesituation mit Bravur!
Gitarren, Overheads, Gesang. Das R-121 ist wohl für alle Anwendungen bestens geeignet. Größen wie Michael Wagener und Joe Barresi schwören auf die Mikros von Royer, und ich nun auch! Nie wieder möchte ich ohne dieses Mikrofon auskommen müssen.
Besonders die authentische und ohrschmeichelnde Übertragung von aufgezogenen Gitarrenamps scheint das Gebiet des Royers zu sein. Alleine oder aber mit einem übertragerfreien Kondensatormikro und ein wenig Fingerspitzengefühl beim Positionieren, braucht man im Mix absolut nixmehr richten, weder mit EQ noch mit färbenden Dynamikeffekten.
Die wacklige Mikrofonklammer im Lieferumfang kann man getrost in den Müll schmeißen. Eine Holzkiste mti festem Schnappverschluss, rotem Samt und ein Säckchen mit Royer-Bestickung schützen das Mikro wirksam! Einziges Manko: die OPTISCHE Qualitätskontrolle scheint Made-In-USA-typisch manchmal recht nachlässig. So sind zwei von vier R-121 in meinem Bekanntenkreis mit angelafenem/abgenutzen Nickel-Lack geliefert worden. Wer auf Vitnage-Look steht findet daran worl nix auszusetzen, sollte aber eigtl nicht so sein.
Der Funktionsweise des R-121 tut dies jedoch keinen Abbruch, daher nur ein Pünktchen Abzug!
Zugegeben, der Preis schreckt ab. Ich bin allerdings einer von diesen Nerds, die bereit sind, solche Preise für das gewisse Etwas zu bezahlen. Ich wollte das Mikro eigentlich erst einmal antesten, um zu sehen, ob es mir diesen Preis wert sei. Als es ankam, nahm ich als erstes eine klassische Gitarre auf, weil mir der Sound mit keinem meiner anderen Mikros gefällt; weder mit einem Neumann U87, noch mit einem AKG 414C, noch mit einem Neumann K184 Stereoset. Mir fehlte immer der Körper des Instruments; es klang immer irgendwie dünn und billig; nie so voll und warm, wie es in Wirklichkeit klingt. Ich machte sofort einen Vergleich mit den genannten Mikros; und siehe da: wovon ich immer geträumt hatte, war plötzlich da! Die GItarre klingt voll und warm und musikalisch. Was für ein Unterschied. Sogar das AKG; das im Vergleich zu den Neumännern viel weniger schroff ist, klingt die Gitarre im Vergleich zum Royer wie aus Styropor und nicht aus Holz.
Nächster Test: die vielgepriesene Anwendung vor dem Gitarren-Amp in Verbindung mit einem Shure SM57. Bingo! Es funktioniert wie im Traum. Vergleicht man die Aufnahme des R-121s mit der des SM57, bekommt man den Eindruck, das Royer sei vielleicht kaputt. Im direkten Vergleich klingt es, alls würde es überhaupt keine Höhen darstellen, so ähnlich wie eine alte Kassette; mumpfig. Lässt man die Aufnahmen aber eine Weile ruhen und hört sie sich dann wieder an, stellt man fest, dass das Royer wunderschön klingt. Ich kann es nur als musikalisch bezeichnen. Das SM57 tut im Vergleich regelrecht in den Ohren weh. Zusammen sind sie aber unschlagbar! Es ist wirklich, als würden sich die beiden Mikros so ergänzen, dass das eine dem anderen genau das gibt, was ihm fehlt. Solche E-Gitarren-Aufnahmen habe ich noch nie hinbekommen; es ist ein totaller Genuss!
Ich denke, wenn man den Sound von Kondensatormikrofonen gewöhnt ist, welche die Höhen immer gestochen scharf abzeichnen, kommt das Royer erstmal sehr matt und dumpft daher; man muss sich aber bewusst machen, dass dies genau das ist, was gemeinhin im Arsenal fehlt: ein Mikro, das die Ohren nicht mit zu vielen Höhen belastet und stattdessen die Bässe und Mitten akkurat und elegant abbildet. Wenn man mehr Höhen braucht, mixt man einfach ein anderes Mikro hinzu oder frischt sie am EQ auf; es klingt besser, als bei einem anderen Mikro Höhen wegzunehmen, wo der Sound keinen soliden Körper hat. Im Mix kommt es darauf an, dass alles seinen Platz hat, und dabei ist die Auswahl des richtigen Mikros für jedes Instrument entscheidend. Das Royer hat in meinem Arsenal eine große Lücke geschlossen. Ich werde es nie wieder hergeben!
Ausstattung ist für den Preis zu bemängeln, nichtmals die in Europa übliche Reduzierschraube ist dabei; ich musste erstmal eine suchen, bevor ich loslegen konnte. Naja, es gibt Schlimmeres. Hauptsache das musikalische Ergebnis macht glücklich.
Dieses wunderbare Mikrofon hält genau das, was verspricht: Eine warme und sehr detaillierte Wiedergabe der aufzunehmenden Tonquelle. Einfach großartig, wenn man den naturgetreuen Klang einfangen möchte, beispielsweise die Abnahme meines JCM 800 50W Combos im „ge-crunchten“ Clean-Kanal in Kombination mit einer semiakustischen Jazzgitarre.
Einen sehr herzlichen Dank auch an die „Jungs unter dem Dach“ in Köln Kalk, die mich auf‘s allerbeste beraten haben!!!