Der Mesa Boogie Roadster Head ist im Herzen ein Road-King, aber vom Innendesign her ein wenig simpler gestrickt. Man bediente sich derselben Technologie, verzichtete aber auf das Progressive Linkage System, welches zur Anwahl verschiedener Endstufenröhren und Lautsprecher pro Kanal im Road-King verantwortlich war.
Mal abgesehen vom Design, ist das Teil voll auf der Höhe der Zeit. Mit 4 Kanälen, authentisch klingendem Federhall, FX loop einstellbar, Solo MV boost und Tuner mute, alles fußschaltbar, sicher voll Road tauglich.
Für den Tüftler zu Haus gibt es aber noch jede Menge Schmankerln obendrauf, die sehr wohl den stolzen Preis rechtfertigen. Entgegen Mesa´s eigenen Aussagen sind Clean und Fat Clean in Kanal 1 + 2 nicht nur einfache Kopien, Kanal 2 legt noch ne Schüppe drauf und klingt auch insgesamt fetter. Die jeweiligen dritten Optionen, Kanal 1 mit Tweed und Kanal 2 mit Brit sind das Sahnehäubchen, wobei mir Tweed besonders gut in seiner Authentizität gefällt. Mit dem Gainregler muß man etwas delikat umgehen und nicht zu vergessen, der 3 Band EQ ist bei beiden Kanälen pre gain. EQ zu: Kein Ton und Treble und Mid steuern auch das Zerrverhalten und sind daher mit Gefühl zu bedienen.
Kanal 3 + 4 waren keine große Überraschung für mich, da ich dies Prinzip von Raw, Vintage und Modern vom meinem 3 kanaligen Solohead her kannte, obwohl, im Rodster geht es etwas feinfühliger zur Sache, Raw bringt auch alte Boogie Sounds. Also singende Mitten ohne Ende.
Das Schmankerl für mich ist aber die unschlagbare Recto Endstufe. Durch das Channel Tracking kann man ja jedem Kanal 50 o. 100 Watt zuweisen, Dioden oder Tuberectification. Da dies allein auf die Endstufe wirkt hört man voll die Unterschiede nur mit einem gleichbleibenden externen Signalen, was ja über Return eingespeist werden kann:
Ch 1 stellt man auf 50 W, Tuberectification
Ch 2 auf 100 W, Tuberectification
Ch 3 auf 100 W, Dioderectification
CH 4 auf 100 W, Diode + Modern
Und hat dann auf allen 4 Kanälen immer lauter und drückender werdende Sounds. Noch mal, ein gleichbleibendes externes Preamp Signal über Return eingespeist, Kanäle per FS durchgesteppt und wie erhofft hat man 4 deutlich unterschiedliche Endstufensounds. Allein das ist schon das Geld wert. Try …
50 W Tuberectification übersteuert natürlich früher und sehr sanft, wie ein alter Tweed Amp. 100 W Tuberectification bringt mehr Lautstärke und Headroom, klingt insgesamt am musikalischsten. Deutlich setzt sich 100 W Dioderectification davon ab, klingt hyperclean gespielt eher schon etwas synthetisch, setzt sich aber wie ein alter 100 W Plexi total durch. 100 W Dioderectification und Modern !!! ist der Clou, was kein anderer Poweramp so zu bieten hat, die volle Breitseite, mitten in die Fr.... rein.
Warum tun sich andere Hersteller mit dem Rectosound so schwer? Weil …. Modern nur auf die Endstufe wirkt, hier wird eine extra Portion Presence und jede Menge Punch zugefügt. Dies Konzept ist bis dato den Mesa Entwicklern vorbehalten und noch nicht – zum Glück – kopierbar.
Fender hatte mit dem Prosonic damals ein in Anfängen ähnliches Endstufenkonzept erarbeitet. 2 6L6 mit Tuberectification klingen ganz anders als 2 6L6 mit Dioderectification, die Class A Schaltung der Stufe 1 klingt schon ein wenig zu schwammig, was aber auch seinen Reiz hat.
Zurück zum Roadster, der hat so eine multifunktionelle Peripherie, was sich nicht in wenigen Minuten erschließt, aber immer neu zum Entdecken einlädt.
In Summe, der Roadster ist zwar ein etwas abgespeckter Roadking, überfordert den User aber nicht so gänzlich wie Mesa´s Flagschiff. Wer zusätzlich zum brachial Rectosound die ganze Palette von Clean, Fat Clean, Tweed usw. Sounds gern mag, ist mit dem Roadster 3 Mal besser bedient als mit dem Solohead. Die Foo Fighters haben sich früher immer geholfen, in dem man mit A/B Schaltern auf Twin Amps umgeschaltet hat, wenn man schöne Clean Sounds haben wollte, die eben der Recto Solohead nicht hat. Clean und Pushed klingen da zu hart, finde ich, war ich nie wirklich mit glücklich.
Der Mesa Roadster vereinigt Soundwelten wie kein anderen Amp, live, im Studio und für den Soundtüftler z.B. über sein Kopfhörer Set Up.
Daher abschließend 150%ige Kaufempfehlung.