Was ist ein Kompressor / Was ist ein Limiter?
Audio-Kompressoren und -Limiter kann man sich als automatische Pegelsteller vorstellen. Ab einem bestimmten Schwellwert (Threshold) wird die Lautstärke um einen bestimmten Faktor (Ratio) reduziert. Aufgrund der Lautstärkeabsenkung lauter Passagen können leise Passagen deutlicher wahrgenommen werden, wobei die Dynamik des Ausgangsmateriales beschränkt wird: Der Abstand zwischen Laut und Leise wird geringer. In Abhängigkeit von der Größe der Ratio spricht man von einem Kompressor (ca. 1 - 10) oder Limiter (ca. 10 bis unendlich). Bei den meisten Kompressoren und Limitern kann die Reaktion auf einen Audioimpuls mit einer Hüllkurve (Attack und Release) gestaltet werden. Der Attack-Wert bestimmt dabei, wie viel Zeit nach der Überschreitung des Schwellwertes bis zum Einsetzen der maximalen Kompression vergeht, und der Release-Wert, wie lange die Pegelreduktion nach dem anschließenden Unterschreiten des Schwellwertes noch andauert. Beide Werte können sowohl für die Klangestaltung als auch für die Anpassung des "Kompressionstaktes" an die Songgeschwindigkeit genutzt werden.
Welche Arten von Kompressoren und Limitern gibt es?
Jeder Kompressor besteht aus einem Detektorweg (Side-Chain), der aus dem aktuellen Pegel eine Steuerspannung ableitet, einem Verstärker und einem verbindenden Element, das die Steuerspannung mit dem Audiomaterial verbindet. Alle 3 Komponenten üben entscheidenden Einfluss auf den Einsatzbereich, den Klang und die Bedienerfreundlichkeit des Gerätes aus! Aufgrund ihres einfachen Aufbaues sind heute in der Analogwelt VCA-Kompressoren am meisten verbreitet: Hier besteht der Verstärker aus dem namensgebenden VCA (Voltage Controlled Amplifier), der direkt mit der Steuerspannung des Detektorweges gefüttert wird. Gängige Modelle sind die sehr preiswerten Kompressoren von dbx und Midas oder im Studio-Bereich der SSL Buskompressor, der Elysia mpressor und der API 2500. VCA-Kompressoren sind prinzipiell klangneutral, musikalisch und universell einsetzbar, eignen sich aber nicht so sehr für drastische Kompression.
Kompressoren mit FET-Steuerung
Ganz anders funktionieren Kompressoren mit FET-Steuerung (FET = Feldeffekttransistor), bei denen ein FET als spannungsgesteuerter Widerstand im Audioweg die eigentliche Pegelreduktion vornimmt. Durch die hohe Schaltgeschwindigkeit des Transistors können FET-Kompressoren nur kurze bis sehr kurze Attack- und Release-Werte bereitstellen. Sie arbeiten von allen Modellen am schnellsten und sind deshalb besonders auf Spüren mit großen Pegelausschlägen wie Snare, Bassdrum etc. beliebt. Der bekannteste FET-Kompressor ist der Urei 1176, von dem heute auch zahlreiche Nachbauten erhältlich sind. Fast ein Geheimtipp geworden ist bspw. der Drawmer 1978 mit seinem ausgeklügelten Side-Chain-Equalizer.
Opto-Kompressor
Ganz ähnlich arbeitet ein Opto-Kompressor: Statt eines FETs ist hier eine Optozelle (Glühlampe + lichtempfindlicher Widerstand) verbaut, die den Pegel reguliert. Wegen der Trägheit der Optozelle sind Opto-Kompressoren eher langsam und behäbig. Dieser Umstand führt zu einer für unser Ohr sehr angenehmen, kaum wahrnehmbaren Kompression, die sich gut für bspw. Gesangsspuren eignet. Bekannte Vertreter dieser Art sind der Teletronix LA-2A (mit Röhrenverstärker) und seine Nachbauten.
Vari-Mu-Kompressoren
Ähnlich den VCA-Kompressoren, aber wegen der hohen Materialkosten sehr selten, sind Vari-Mu-Kompressoren (echte Röhrenkompressoren). Bei ihnen wird die Kompression von einer speziellen Verstärkerröhre erledigt. Ihre nicht lineare, sondern logarithmische Kennlinie gibt dabei den Klang des Kompressors in großen Teilen vor. Vari-Mu-Kompressoren klingen sehr weich und edel und werden gerne beim Mastern benutzt. Bekannt sind der Manley Vari-Mu oder der Fairchild 670, der als einer der besten Kompressoren des Röhrenzeitalters angesehen werden kann. Schon die zahlreichen Fairchild-Plug-ins bspw. sind in der Audiowelt beliebt und werden auf Stereosummen aller Art eingesetzt.
Diodenbrücken-Kompressoren
Ebenso außergewöhnlich wie Vari-Mu-Kompressoren, aber lange nicht so teuer, sind Diodenbrücken-Kompressoren. Hier wird die Steuerspannung aus dem Detektorweg mit einem Brückengleichrichter auf das Audiomaterial aufgespannt. Solche Kompressoren, wie bspw. der Neve 2254, liegen geschwindigkeitsmäßig zwischen VCA und FET, schaffen es aber, auch bei extremer Kompression stets musikalisch und angenehm zu klingen.